In diesem Jahr feiert die Hardenberg-Wilthen AG ein großes Jubiläum: Das 175-jährige Bestehen der Weinbrennerei in Wilthen! Dies ist die Geschichte eines traditionsreichen Unternehmens und der gräflichen Familie von Hardenberg, in dessen Besitz sich die Brennerei heute befindet:
Die Wilthener Weinbrennerei ist eine der ältesten und bedeutendsten deutschen Weinbrennereien mit Sitz in der Nähe von Dresden. Auch heute noch verbindet man mit dem Namen Wilthener ein großes Vertrauen und hohe Qualität. Dieses Güteversprechen und die Bemühungen des Unternehmens wurde wiederholt mit der Auszeichnung „Most Trusted Brands“ von Reader’s Digest prämiert. Somit darf sich Wilthener nicht nur mit der Wertschätzung seiner Kunden, sondern auch mit der Anerkennung der Branche geehrt sehen.
Und so fing alles an: 1842 pachtete Christian Traugott Hünlich die Rittergutsbrauerei des Domstiftes Sankt Petri in Wilthen und legte den Grundstein – allerdings ohne lediglich beim Bierbrauen bleiben zu wollen. 1875 übernahm der Sohn Carl Albert Hünlich den Familienbetrieb. Mit der Übernahme begann 1885 die Herstellung von Weindestillaten nach dem Vorbild des französischen Cognacs. Denn Carl Albert – versierter Kenner des Spirituosenmarktes – erkannte, dass das Importprodukt aus Frankreich immenses Potential hatte. Um diesen erfolgsversprechenden Markt nicht in Gänze ausländischen Herstellern zu überlassen, errichtete er als einer der Ersten in Deutschland eine Weinbrennerei, die vollends nach französischem Beispiel agierte. Carl Albert Hünlich gilt allerdings nicht nur als Initiator der Weinbrand-Produktion in Deutschland, sondern war zudem Begründer für steuerfreie Lagerung von Weindestillaten im Eigenlager, die er 1887 durchsetzte. Auch in den Folgejahren ging es stetig bergauf: die Fabrik wächst und produziert im Jahr 1888 180.000 Liter gebrannten Wein.
Sein Gespür für den Anspruch der Konsumenten und des Marktes an das Produkt gipfelte im Jahr 1900 in einer Auszeichnung auf der Pariser Weltausstellung. Der ausdruckvolle geschmackliche Charakter und die Qualität des Destillats sorgten für internationale Begeisterung. Das mit einer Goldmedaille ausgezeichnete Fass wurde von Paris wieder zurück nach Wilthen transportiert. In ihm wird auch heute noch feinstes Weindestillat für die Wilthener Weinbrände gelagert. Bis zu seinem Tode 1916 führte Carl Albert Hünlich den Vorsitz des 1896 gegründeten Verbands der Deutschen Cognac-Brennerein, bestehend aus mehreren namhaften deutschen Brennereien der damaligen Zeit.
Nur wenigen ist bekannt, dass auch die Geschichte von Asbach Uralt untrennbar mit dem Unternehmen der Hünlichs verbunden ist: Zwischen 1892 und 1896 absolvierten der Destillateur Hugo Asbach und anschließend auch sein Sohn ihre Ausbildung in Wilthen. Der Gattungsbegriff „Weinbrand“, der 1907 beim Kaiserlichen Reichs-Patentamt eingetragen wurde, ist eine gemeinsame Entwicklung des Unternehmensverbandes Deutscher Cognac-Brennereien, dem auch die Unternehmen Hugo Asbachs und Hünlichs angehörten. Zu dieser Zeit werden in der Brennerei bereits 25.000 Liter Wein pro Tag destilliert. Als Nachfolger von Fritz und Rudolf Hünlich, die sich ab 1916 die Geschäftsleitung teilten, übernahm Dr. Christian Traugott Hünlich jr. von 1931 bis zur Enteignung 1951 die Unternehmensführung. In den anschließenden Jahren wurde die Brennerei in „VEB Weinbrand“ umgewandelt und zu einem der führenden Unternehmen Ostdeutschlands etabliert.
1992 fehlte der sächsischen Brennerei in Wilthen ein Erbe, der den Familienbetrieb der Hünlichs weiterführen konnte. Die gräfliche Familie von Hardenberg kaufte das Unternehmen und integrierte es in die eigene Firma. Das jedoch nicht, ohne ein wichtiges Zeichen des Respekts zum Erhalt von Tradition und Werten der Wilthener Weinbrennerei zu setzen: Carl Graf von Hardenberg wandelte das Unternehmen 1998 in die heutige „Hardenberg-Wilthen AG“ um. Seitdem wird die Brennerei ebenfalls unter dem wachsamen Blick des Keilers auf dem Firmenlogo geführt.